Nach langer Vorbereitungszeit, die wir mit einigen organisatorischen To-dos, unter anderem mit der Beantragung der Förderung des Erasmus+-Budgets, verbracht haben, ging es am 03.03.2025 für uns sieben mit dem Zug in Richtung Pilsen, wo wir die nächsten zwei Wochen verbringen durften.
Nach ersten Schwierigkeiten mit den Busverbindungen vor Ort fanden wir uns schnell zurecht, bezogen unsere Wohnung und starteten anschließend unsere erste Erkundungstour durch die Stadt.
Am zweiten Tag unseres Aufenthalts hatten wir eine Führung in der dortigen Berufsfachschule für Pflegeberufe. Mit Hilfe unseres Dolmetschers Filip und einer Lehrerin, die gut Deutsch spricht, konnten wir die Sprachbarriere gut überbrücken.
Dann folgten die beiden anstrengendsten Tage für uns: ein Sprachkurs mit Karel, einem Sprachanimateur von Tandem e.V. Man muss sagen, es waren zwei sehr lange und intensive Tage, aber Karel hat uns für diesen Aufenthalt fit gemacht – sowohl sprachlich, denn wir können nun die grundlegenden Dinge auf Tschechisch, als auch kulturell, denn er hat uns viel von der Stadt gezeigt und darüber erzählt. Außerdem war es eine sehr gute Gelegenheit für uns, ein tschechisches Restaurant zu besuchen und wirklich leckere einheimische Gerichte zu probieren.
Am nächsten Tag waren wir wieder in der Berufsschule und durften dort am Unterricht teilnehmen. Die Lehrerin hielt den Unterricht über Kinder und Geburt auf Tschechisch und übersetzte für uns alles ins Deutsche, sodass wir wirklich gut am Unterricht teilnehmen konnten und integriert wurden.
Zu diesem Unterricht kam auch Frau Oberhammer hinzu, mit der wir den restlichen Tag verbringen durften. Gemeinsam gingen wir in einem netten Restaurant tschechisch essen, und danach besuchten wir das Europa-League-Spiel Viktoria Pilsen gegen Lazio Rom.
Am Freitag stand zunächst die Besichtigung der Küche des Klinikums auf dem Programm. Anschließend waren wir wieder in der Schule, wo wir am Erste-Hilfe-Kurs, am Pflegeunterricht und schließlich am Sportunterricht teilnehmen durften.
Das Wochenende stand uns dann zur freien Verfügung. Am Samstag entschieden wir uns für einen Ausflug nach Prag, was mit dem Zug sehr gut machbar ist. Prag ist wirklich eine Reise wert! Wir haben versucht, an diesem Tag so viel wie möglich anzuschauen, sind aber zu dem Entschluss gekommen, dass wir diese schöne Stadt auf jeden Fall auch privat noch einmal besuchen möchten. Sowohl die Karlsbrücke als auch die wunderschöne Uhr am Standplatz und das gesamte Flair der Stadt sind einzigartig.
Am Sonntag stand eine Brauereibesichtigung in einer der größten Brauereien der Welt auf dem Programm – eine Tour, die uns viel Spaß gemacht hat.
Der Montag war mit Abstand der lustigste Unterrichtstag. Wir hatten Englischunterricht, und die beiden Englischlehrer der Berufsschule haben sich wirklich unglaublich viel Mühe gegeben, um einen abwechslungsreichen, lustigen, aber auch lehrreichen Unterricht für uns und die tschechischen Schüler zu gestalten.
Danach hatten wir die Möglichkeit, ein Kinderhaus in Pilsen zu besuchen. Dort werden kranke Kinder betreut, aber auch Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen. Auch deren Eltern erhalten dort Hilfe und Unterstützung. Manche Kinder sind leider so schwer krank, dass sie dort ihre palliative Versorgung bekommen. Wir waren sehr beeindruckt von der Einrichtung – wie hell und liebevoll sie gestaltet ist und wie herzlich die Pflegekräfte sich um die Kinder kümmern.
Am Dienstag stand dann unser Stationstag auf dem Programm. Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und durften den Alltag auf einer chirurgischen sowie auf einer internistischen Station miterleben. Es waren Eindrücke, die wir mit Sicherheit nicht so schnell vergessen werden. Zudem bekamen wir die Möglichkeit, die vor zwei Jahren eröffnete internistische Intensivstation zu besuchen. Gerade in den neu erbauten Abteilungen fanden wir kaum Unterschiede zu unseren Kliniken.
Am Mittwoch konnten wir die Psychiatrie und die Onkologie des Klinikums besichtigen. Beide Häuser wurden erst vor wenigen Jahren eröffnet und verfügen über schöne Räumlichkeiten, eine hohe technische Ausstattung (zum Beispiel durften wir einen Blick hinter die Kulissen der Abteilung für Strahlentherapie werfen) und eine gute Versorgung der Patienten.
In der Onkologie gibt es zwei Stationen mit jeweils 33 Betten, eine Ambulanz für Chemotherapie mit 60 Plätzen sowie die Strahlentherapie mit vier Geräten, wo täglich 90 bis 110 Patienten behandelt werden.
Am nächsten Tag stand für uns in Prag eine Führung im Blindenmuseum auf dem Programm – eine Erfahrung, die wir nur weiterempfehlen können. Eine Stunde lang wurden wir von einem blinden Guide durch völlige Dunkelheit geführt, konnten Dinge ertasten und erraten. Auch das stockdunkle Café war eine besondere Erfahrung – dort schmeckte das Wasser gleich ganz anders.
Am letzten Tag unserer Reise durften wir ein Seniorenheim in Pilsen besichtigen – ein sehr schönes, helles und modern ausgestattetes Heim. Unser Eindruck war, dass die Senioren dort rundum sehr gut betreut werden. Es gab Bastelräume, eine Kapelle, ein Café und viele weitere Angebote für die Bewohner.
Alles in allem würde jeder einzelne von uns sofort wieder an einem solchen Austausch teilnehmen. Es waren zwei äußerst eindrucksreiche Wochen, die uns sowohl in unserer beruflichen als auch in unserer persönlichen Entwicklung gestärkt und weitergebracht haben.
Ein großes Dankeschön an unsere Frau Oberhammer, die uns so intensiv betreut hat – und auch an alle, die dazu beigetragen haben, uns ein so abwechslungsreiches und interessantes Programm zu ermöglichen!